Zehn Jahre bin ich mehr oder minder durchgehend mit einem Anzug durch die Gegend gelaufen. Im Winter auf dem Bahnsteig in den dünnen Hosen gefroren. Im Sommer unter Sakko und Krawatte gelitten. Es gab Zeiten, in denen hätte ich mir schon deutlich überlegt, ob ich angesichts glühender Sommerhitze doch einmal ausnahmsweise mit kurzem Hemd losgehe (was dann eher nicht der Fall war).
Dann kam Corona. Und Home Office. Und damit einhergehend eine wunderschöne Sammlung lässiger Hoodies, Shirts und vor allem Trainingshosen, mit denen ich ungesehen im Arbeitszimmer rumlümmeln konnte. Und ich muss schon sagen, das ist eine Arbeitssituation, an die ich mich überraschend schnell gewöhnt habe. Zum Unmut meiner Familie bin ich monatelang extrem leger durchs Haus geschlurft, in fröhlich-grelles Sweat-Ambiente gewandet. Höchstens einmal unterbrochen von einer Video-Konferenz, die einen zumindest im oberen Bereich in den formalen Dress zwang (unter der Schreibtischplatte natürlich Trainingshose). Nur eins schaffe ich nicht: Ich bringe es nicht, in einer Trainingshose das Haus zu verlassen, nicht einmal, um in den Baumarkt zu fahren. Jetzt sind sie in Aussicht, die Lockerungen.
Und damit heißt es Abschied nehmen von den geliebten Gammelklamotten, die mein Büro-Outfit waren, und wieder zurück zu den frisch gereinigten Anzügen und gestärkten Hemden.
Ihr
Michael Michalzik
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