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Meine Meinung

Wer braucht noch einen Führerschein?

 |  Landkreis

 

"Brauche ich wirklich einen Führerschein?", fragt mein demnächst 17 Jahre alter Sohn. Gute Frage. Als ich seinerzeit ins passende Alter kam, stellte sich die Frage gar nicht: Ohne Führerschein war man ein Exot, der argwöhnisch betrachtet wurde. Das höchste Ziel war damals der Erwerb eines eigenes Fahrzeuges. In meinem Fall ein 1967er VW Käfer, von einem der zahllosen Vorbesitzer lustlos orange mit dem Pinsel gestrichen, 275 Mark bar auf die Hand. Und wer kein eigenes Auto besaß, hatte wenigstens die Befähigung, eines zu steuern. Da sorgten im Zweifel schon die Eltern für, damit die Nachbarn nicht tuscheln: "Keinen Führerschein? Hat der Junge eine Krankheit?" Denn die Fahrerlaubnis war ein Muss, deren Erwerb quasi eine gesellschaftliche Verpflichtung war, der man sich nicht entziehen konnte, ohne konstant belächelt oder schief angeschaut zu werden. Führerscheinlos - das war in meiner Jugend ein No Go. Schlimmer noch als eine Generation zuvor, in der Nichtraucher als schwächliche Spaßbremsen galten, denen nicht zu trauen war. Aber inzwischen? Rauchen ist sinnlos. Und die Mobilität erlebt eine Zukunft, an die man vor 15 Jahren nie gedacht hätte. Der ÖPNV hat enorme Fortschritte gemacht. Und mobile Alternativen gibt es reichlich. Demnächst auch mit einem Mietangebot für E-Roller in Uelzen. Wer in der Zeit meines Erwachsenwerdens den Bus nahm, trug im Grunde ein Stigma: Wohl kein Geld für ein Auto? Für meinen Sohn ist Busfahren eine absolut logische, zeitgemäße Fortbewegungsweise. Erst Recht, wenn die Stadtbusse bald ein "E" tragen und mit Ökostrom laufen. Vor fünf Jahren war man in der ländlichen Ebene ohne Auto vollkommen aufgeschmissen. Das ist in einem so großen Flächenkreis wie Uelzen immer noch ein Problem. Aber es wird besser: Bürgerbusse, dichtere Liniennetze. Manche Gedanken stellen sich auch mir nicht mehr: Warum sollte ich ernsthaft mit dem Auto nach Hamburg fahren, wenn es eine astreine Zugverbindung gibt? Was soll ich meinem Sohn antworten. Ganz sicher bin ich mir nicht mehr.

Ihr

Michael Michalzik

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